Fotografie des Rettungsrings an einer Wand

Herr der Ringe im Stadtarchiv

Was sich hinter der Adresse Rauendahlstraße 42 verbirgt

Hattingen/Ruhr. In diesen Wochen feiern in Hattingen und in ganz NRW junge Menschen ihre bestandene Abiturprüfung. Schon immer war dieser hohe Bildungsabschluss ein Meilenstein im Lebenslauf der Schulabgänger. Eine Erinnerung an den ersten Abi-Jahrgang  von 1914 befindet sich seit vergangener Woche auch im Stadtarchiv Hattingen: Der goldene Ring der ersten Hattinger Abiturienten zur erfolgreich absolvierten Reifeprüfung.

„Ein Juwel der Hattinger Schulgeschichte“, freut sich Stadtarchivar Thomas Weiß, der den Ring  aus einem Nachlass für das Archiv angekauft hat. Ein nicht ganz übliches historisches Zeitzeugnis im Archiv, aber wer glaubt, dass dort nur verstaubte Akten „vergraben“ sind, täuscht sich.

Im Hattinger Archiv finden sich natürlich zum Großteil Akten, in etwa 100.000. Wenn man alle Regale hintereinander stellen würde, käme man auf eine Länge von gut 2,5 km. Aber in der Rauendahlstraße 42 wird nicht nur Papier aufbewahrt.

Auch ein Rettungsring der MS Hattingen ist zusehen, angereichert mit Fotos von Bürgermeister Willy Brückner und Stadtdirektor Hans-Jürgen Augstein auf dem Schiff im Jahr 1968. „Die Fotos unterstreichen die gute Beziehung zwischen den beiden“, meint Weiß. Da Teile des Frachtschiffes in der Henrichshütte gebaut wurden, wurde das Schiff auf den Namen der Stadt Hattingen getauft und gehört dementsprechend auch zur Stadtgeschichte Hattingens.

Weitere zeitgeschichtliche Objekte, wie beispielsweise Erinnerungstafeln, Bilder, Souvenirs oder Sammelgut von Bürgern, werden ebenfalls aufbewahrt. Dazu gehört auch der Abiturring von 1914. Es ist sogar der erste Computer der Stadtverwaltung inklusive einer Virenschutz-DVD von Karstadt und das Guinness Buch der Rekorde aus dem Jahr 1986 ausgestellt. „Ich versuche Zeit lebendig werden zu lassen“, bekräftigt Weiß. Solche Zeitzeugnisse machen Geschichten haptisch greifbarer, vermittelbarer und für jüngere Generationen interessanter. Sein Ziel ist es, dass man mit der Vergangenheit seiner Stadt etwas anfangen kann. Der abstrakten Vergangenheit soll die Identifikation mit dem Lebensort weichen.

Eine der Hauptaufgaben ist das Sortieren der Akten. Das Stadtarchiv ist das „Gedächtnis der Stadtverwaltung“. Alle Handlungen, Rechte und Pflichten können belegt werden, wodurch die Stadt handlungsfähig bleibt. Alles wird neutral, unparteiisch dokumentiert, womit ein Abbild der Gesellschaft gezeichnet wird. Ob jetzt moralisch oder nicht, auch die Geschichte des Swingerclubs Steinenhaus gehöre zu Hattingen und werde wie alles andere archiviert. Es sei ein „Garant für Demokratie und Sicherheit sowie gegen Willkür“, da alles von jedem Bürger auf Korrektheit überprüfbar ist. Zudem liege in der Verantwortung eines jeden Archivars, dieses Wissen zugänglich und vor allem wiederfindbar zu machen. Dazu gehört, den Überblick zu behalten, Akten in Stand zu halten, Akten zu erklären, Relevanz zu sichten und bei Fragen immer
unterschiedlichste Quellen in Betracht zu ziehen.

Alle Bürgerinnen und Bürger können das Archiv nach vorheriger Vereinbarung meist kostenfrei nutzen und auch die Hilfe der Mitarbeitenden erfragen.


Foto: Der Rettungsring der MS Hattingen im Stadtarchiv (C) Stadt Hattingen

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