Gedenk- und Aktionswoche für Toleranz und Demokratie
Hattingen/Ruhr. In Gedenken an die Reichspogromnacht findet auch in diesem Jahr wieder die Gedenk- und Aktionswoche „Hattingen hat Haltung“ vom 7. bis zum 17. November statt. Zahlreiche Hattingerinnen und Hattinger haben sich aktiv an dem vielseitigen Programm beteiligt, um sich gemeinsam für Toleranz und Demokratie und gegen das Vergessen einzusetzen.
Den Auftakt macht am Donnerstag, 7. November der Vortrag „Jüdisches Leben in Blankenstein. Die Geschichte der Familie Blume“. Stadtarchivar Thomas Weiß wird um 18 Uhr im Stadtmuseum, Marktplatz 1-3 einen Vortrag über die Familiengeschichte von Markus Meyer, dem vermutlich ersten Juden in Blankenstein, halten. Eine Geschichte über Integration, wirtschaftlichen Erfolg und gesellschaftlicher Anerkennung – aber auch von einem grausamen Ende.
Die traditionelle Stolperstein-Putzaktion der Hattinger Schulen findet in diesem Jahr erstmalig an verschiedenen Tagen in der ersten Novemberwoche statt.* Anhand von Kurzbiografien erinnern die Schülerinnen und Schüler an die Opfer der Reichspogromnacht 1938 und mahnen, insbesondere vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen, dass sich so ein Verbrechen nie wiederholen darf. Die gemeinsame Abschlussaktion aller Beteiligten findet am Freitag, 8. November um 13 Uhr zusammen mit Bürgermeister Dirk Glaser vor dem Bügeleisenhaus statt.
Am Samstag, 9. November sind alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zu einer Lesung ins Rathaus eingeladen. Der in Hattingen geborene Autor Jakob Matthiessen liest aus seinem historischen Roman „Tod oder Taufe – Die Kreuzfahrer am Rhein“, in dem es um die ersten organisierten Angriffe auf Jüdinnen und Juden 1096 am Rhein geht. Die detailliert dokumentierten Pogrome aus dieser Zeit gelten als Urkatastrophe des europäischen Judentums. Matthiessen erzählt vom Überlebenskampf der Mainzer Juden und liefert viele historische Hintergründe zu den sogenannten SchUM-Gemeinden, welche im Mittelalter als Hochburg jüdischer Kultur in Europa galten. Die Lesung findet um 17 Uhr im Großen Sitzungssaal des Rathauses statt.
Im Anschluss an die Lesung laden die Stadt Hattingen, das Jugendparlament und die Jüdische Gemeinde die Hattinger Stadtgesellschaft zum gemeinsamen Gedenken an die Reichspogromnacht ein. Treffpunkt ist um 19 Uhr vor dem Rathaus, um gemeinsam mit „Lichtern der Erinnerung“ zum Synagogenplatz zu gehen. Vor Ort erfolgt die Kranzniederlegung für die Hattinger Opfer der Reichspogromnacht 1938. Beide Veranstaltungen werden musikalisch von Berit Wegner begleitet.
Bewegende Einblicke in die Alltagsgeschichte der NS-Zeit eröffnet die Filmdokumentation „Unterm Hakenkreuz. Westfalen 1933 – 1945 im Amateurfilm“, die das LWL-Medienzentrum produziert hat. Anhand von privaten Familien-, Freizeit- und Urlaubsaufnahmen liefert die Dokumentation einen authentischen Blick auf das gesellschaftliche Leben während der NS-Herrschaft und wie sowohl das öffentliche als auch das private Leben im Sinne der NS-Ideologie umgestaltet wurden. Mehr als 200 private Filmdokumente wurden für die Dokumentation gesichtet, von denen rund 60 Filme in den Film eingeflossen sind. Alle Szenen wurden vom LWL-Medienzentrum mit einem Off-Kommentar unterlegt sowie zurückhaltend musikalisch vertont. Die Filmvorführung findet am Sonntag, 10. November um 15 Uhr im Großen Sitzungssaal des Rathauses statt.
Auch in diesem Jahr laden die Glaubensgemeinschaften des „Interreligiösen Gesprächskreises Hattingen“ zu einem gemeinsamen interreligiösen Friedensgebet ein, um ein Zeichen des Friedens und Zusammenhalts zu senden. Am Sonntag, 10. November um 18 Uhr sind alle Bürgerinnen und Bürger zu der Zusammenkunft in der Aula der Realschule Grünstraße eingeladen.
Zum Abschluss der Aktionswoche findet anlässlich des Volkstrauertags, am Sonntag, 17. November die zentrale Gedenkveranstaltung am Ehrenmal im Schulenberger Wald statt. Neben Bürgermeister Dirk Glaser wird auch der Landrat des Ennepe-Ruhr-Kreises, Olaf Schade sprechen. Musikalisch wird die Veranstaltung von Berit Wegner und dem Gesangsduo Manouselis-Weiß begleitet. Treffpunkt ist um 11:30 Uhr am Ehrenmal im Schulenberger Wald.
Seit 2018 initiiert die städtische Koordinierungsstelle für Flüchtlingsangelegenheiten und Integration zusammen mit der Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie Hattingen die „Gedenk- und Aktionswoche für Toleranz und Demokratie, gegen das Vergessen“. Da die Veranstaltungswoche mit Mitteln aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert wird, ist der Zugang zu allen Veranstaltungen kostenfrei.
Das komplette Programmheft mit näheren Informationen zu allen Einzelveranstaltungen findet sich
hier.
* Die einzelnen Termine der Stolperstein-Putzaktion:
Montag, 4. November:
Berufskolleg Hattingen,Treffpunkt: 9:30 Uhr an der Schule
Mittwoch, 6. November:
Gymnasium Waldstraße, Treffpunkt: 7:30 Uhr an der Schule
Gesamtschule Hattingen, Treffpunkt: 13:45 Uhr an der Schule
Donnerstag, 7. November:
Realschule Grünstraße, Treffpunkt: 9 bis 11 Uhr an der Schule
Gemeinschaftsgrundschule Niederwenigern, Treffpunkt: Vormittags an der Schule
Freitag, 8. November:
Gymnasium Holthausen, Treffpunkt: 11:30 Uhr an den Stolpersteinen Bahnhofstr. 6.
Titelfoto: Die Stolpersteine von Dr. Hans Andorn und Meier Andorn. (C) Stadt Hattingen